Die Vielfalt in der Einheit
Das Freiraumsystem besteht aus einem großmaßstäblichen Parkmäander. Dieser Mäander gliedert sich in intensive Randzonen und eher extensive Innenbereiche. Der Mäander umspült die „Warften“ der Teilquartiere und entwickelt sich zu einem attraktiven, stabilen und nachhaltigen Freiraumgerüst. Unterschiedliche Zonen mit differenzierten Nutzungen fügen sich in ein gesamtheitliches Konzept – es entsteht dabei eine „Vielfalt in der Einheit“.
Prinzipien der freiräumlich geprägten Quartiersentwicklung
Mit der Entwicklung des robusten Städtebaus soll in Buchholz das Fundament einer zukunftshaften Stadtentwicklung gelegt werden. Damit stellt sich aus Sicht der Freiraumplanung die Frage, was mit „zukunftshaft“ gemeint ist. Grundauffassung des Verfasserteams des Entwurfs ist, raumbezogene Lösungen zu skizzieren, die sich neben der atmosphärischen auch der programmatischen Handlungsfelder bedient. Somit werden austarierte Lösungen aufgezeigt, die Gestaltung in Einklang mit innerem Gehalt bringen.
Das Wesen der Nachhaltigkeit in der Freiraumplanung
Werden mit dem Begriff der Nachhaltigkeit zumeist ökologische Themen assoziiert, soll im Projekt Buchholz 2025plus bewusst ein erweitertes Verständnis davon entwickelt werden. So soll das Projekt unter Berufung auf die Aussagen der stadtpolitischen Akteure, der Mitarbeiter aus der Verwaltung sowie den Vetretern aus der Stadtgesellschaft (welche in unterschiedlichen Foren im Planungsprozess integriert waren) auf drei Säulen der Nachhaltigkeit gestellt werden: der ökologischen, der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. In diesen Begrifflichkeiten findet sich ein nahezu unerschöpflicher Fundus von Zukunftsthemen, die Buchholz langfristig befördern sollen.
Die ökologische Nachhaltigkeit
Themenkomplexe der Hinwendung zu mehr Grün in der Stadt fügen sich anerkannter Weise in das Feld der ökologischen Nachhaltigkeit. Mit der Rahmenplanung wird die intelligente Planung mit biologischer Vielfalt, dem Schutz von Flächen und deren langfristigen Nutzung angesprochen. Diese Aspekte sind in den bevorstehenden Fachplanungen der Bauleitplanung mit integrierter Grünordnungsplanung und schließlich der Objektplanung weiter zu vertiefen. Die ökologische Nachhaltigkeit umfasst darüber hinaus stadtklimatische Aspekte: Es werden Aussagen zu Architekturen mit Fassaden- und Dachflächen getroffen, um Strahlungswärme in den Sommermonaten zu reduzieren und gleichzeitig Regenwasser einzustauen um es dann zeitverzögert der Versickerung zuzuführen. Die letzten Trockenperioden haben uns im sorgfältigen Umgang mit Wasser lernen lassen: Wir kehren uns ab von der Entwässerung über Kanäle und wenden uns der offenen Entwässerung zu. Es wird der Mehrwert der großflächigen Filterung, der Verdunstungskühle und der sich einstellenden Artenvielfalt erkannt. Die vorliegende Planung eröffnet durch die zusammenhängenden Strukturen besondere Möglichkeitsräume in der Biotopvernetzung. Gleichzeitig befasst sich die Stadt- und Freianlagenplanung nicht isoliert mit ökologischen Nachhaltigkeitstheorien, sondern integriert die Mobilitätsplanung mit ihren Infrastrukturen und der Förderung alternativer Mobilitätsformen.
Die ökonomische Nachhaltigkeit
Strategien des Recyclings vor Ort können ökologische Mehrwerte auslösen. Die Rahmenplanung denkt weiter und beschreibt auch ökonomische Mehrwerte. Diese begründen sich in geringeren Transportkosten, Entfall der Einrichtung von (Zwischen-) Depots, der Materialgewinnung von Ersatzstoffen etc.. Mit der Formulierung einer wirtschaftlichen Planung werden aber auch Zielsetzungen hinsichtlich des Pflegeaufwandes und der optimierten Lebenszykluskosten formuliert.
Die soziale Nachhaltigkeit
Buchholz-Ost umfasst Freiflächen mit einer hohen Qualität für die Menschen der Quartiere, der Stadt und ihre Gäste. Es werden Flächen angeboten, die von den Nutzenden gestaltet werden können (Landschaft lernt vom Menschen) und andere Bereiche, in den Naturerfahrung, Naturdidaktik oder einfach die beruhigende Wirkung von Landschaft im Mittelpunkt stehen (Menschen lernen von der Natur). Mit der Planung werden Orte geschaffen, die Identität und damit Bindekraft zum neu entstehenden Stadtteil entwickeln und somit auch einen Nachhaltigkeitsgedanken beinhalten. Kommunikationsräume, generationenübergreifende und nicht ausschließende Angebote machen klar: Buchholz-Ost ist für alle da!
Patenschaften oder das Setzen gemeinsamer Zeichen führt das Trio der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit in einen prägenden und entscheidenden Komplex zukunftsfähiger Stadtentwicklung.
Die Grundstruktur der Freiräume in Buchholz-Ost
Die Quartiersteile in Buchholz-Ost liegen warftartig in der Landschaft. Freiräume „umspülen“ die Warften. Dadurch werden für die Stadt maßstäbliche Bausteine angeboten. Diese lassen sich zeitlich mit einer gewissen Flexibilität entwickeln und können bedarfsweise programmatisch angepasst werden.
Durch die Durchdringung der Freiräume im Innern der Quartiersteile wird stets die Besinnung zur Nähe an Natur und Landschaft vermittelt. Dennoch erhält der Kernbereich im Innern des Gesamtquartiers einen städtischeren Charakter während die östlich anschließenden Flächen eine landschaftlichere Prägung erhalten. Die topografische Situation untersetzt mit dem leichten Gefälle von über 10m Höhendifferenz (zwischen Biotop im westlichen Plangebiet und der Umgehungsstraße) des sich öffnenden Blicks in die Landschaft.
Quartiere der attraktiven Wege
Begegnungen mit Menschen und mit der Natur bilden für die zukünftigen Nutzer einen hohen Mehrwert. Hierzu sollten innerhalb der Rahmenplanung mögliche Nutzungsgruppen mit entsprechenden Ansprüchen untersucht werden. Im Ergebnis wurde ein engmaschiges Gewebe aus Wegen mit unterschiedlichen Hierarchien entwickelt. Es bieten sich neben klassischen Erschließungsstrukturen Parkwege mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten an. Während die geradlinigen Wege eher einer A-B-Beziehung zugutekommen, werden im Sinne von verschiedenformatigen Rundwegen weitere facettenreiche Nutzungsangebote gegeben.
Als prägende Elemente künftiger Quartiersentwicklung sind die Fahrradwege angelegt: Der Expressweg verläuft in Nord-Süd-Richtung parallel zur Umgehungsstraße. In der Hierarchie untergeordnet ist der Fahrradweg innerhalb des Quartiers (urbaner Charakter entlang des Einzelhandels) und der Fahrradweg im Park für das sinnlich-entspannte Radfahren. In Ost-West-Richtung sind die Radwege miteinander verknüpft und der „Spurwechsel“ kann vielerorts erfolgen. Zudem ergänzt eine Veloroute das Radwegenetz und bietet eine direkte Verbindung über die Velobrücke in die Innenstadt.
Intensive Parkbänder
Im direkten Umfeld der „Warften“ mit den Gebäuden und ihren privaten sowie halbprivaten Höfen und Gärten werden die intensiven Parkbänder angeordnet. Diese sollen mit einer dichteren Bepflanzung aus Bäumen und Stauden räumlich qualifiziert werden. In sogenannte „Parktaschen“, den Lichtungen, werden unterschiedliche Nutzungsangebote eingeschoben. Es finden sich lauschige Sitzbereiche, stimmungsvolle Boulefelder, bunte Spielplätze oder Flächen zur Mitgestaltung (urban gardening, Abenteuerspielplatz, Wand für Sprayer o.ä.). Sämtliche Plätze dienen dem Miteinander, dem sozialen Austausch.
Die Parkbänder sind als robuste Elemente angelegt. In ihnen kann sich eine gestalterische Vielfalt abbilden. Gleichzeitig binden sie als Gewebe den Gesamtpark zusammen. Der Themenbereich der Partizipation, der sich insbesondere in den Parkbändern wiederfindet, ist zukünftig vertiefend zu betrachten und durch ein verwaltungsinternes Quartiersmanagement zu befördern. Denn mit den Parkbändern wird per se die große Chance erkannt, alle Generationen bereits sehr frühzeitig für die Gesamtidee zu begeistern und mitwirken zu lassen.
Mit den Parkbändern wird in einer übergeordneten Maßstabsebene ein durchgängig, attraktiver Saum entwickelt, der durch unterschiedliche Sphären führt. Programmatisch werden im Norden hoheitlich die experimentellen, laborartigen Nutzungszuschreibungen eingebettet. Im Umfeld des Schulcampus fügen sich vorrangig lebendige, von den Schülern nutzbare Angebote ein. Südlich daran, im Bereich des urbanen Ensembles mit Cafés und halböffentlichen Erdgeschossen, befinden sich städtische Plätze unter Bäumen, Sitzmobiliar und Boulefelder. Insbesondere in diesen Bereichen ist das generationenübergreifende Wesen ein bedeutendes Kennzeichen der Planung. Der Bereich erhält einen deutlichen Sonderduktus in Bezug auf Intensität und Form. Im südlichen Teilabschnitt bietet sich eine ruhigere Programmatik an: Yoga, Erholungsbänke (tagsüber dösen, abends Sterne betrachten), ruhigere Bereiche zur naturräumlichen Betrachtung und innerer Einkehr.
Extensive Wiesenpartien
Während die zu den Quartieren gelegenen Ränder einen intensiven, erlebnisreichen Charakter erhalten, sollen sich die Wiesen inmitten der Freiräume gestalterisch zurückhalten. Sie erhalten flächenhafte Wieseneinsaaten. Durch das Mäh- und Pflegeregime werden die Nutzungsgrade definiert. Die Nutzungsangebote reichen von „Kicken auf der Wiese“ über Frisbeeparcours und weiteren informellen Bewegungsangeboten bis zur Drachenwiese. Die Wiesenpartien bilden ein durchgängiges Band und liefern neben Aufenthaltsfunktionen auch ökologisch wertvolle Beiträge: Speicherung von Wasser, Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren. Gleichzeitig sind die Flächen in der Lage, den Menschen vor Ort ein Bild über den Wert von „ökologischer Kulturlandschaft“ zu vermitteln.
Regenwasserretention
Buchholz 2025plus versteht sich als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Einen wichtigen Baustein bildet dabei auch der vorausschauende Umgang mit Regenwasser. Dieses soll auf den Baufeldern jeweils der Versickerung zugeführt werden. Technische Einrichtungen (temporärer Einstau auf Flachdächern oder in unterirdischen Anlagen) können je nach Boden- und Versickerungseigenschaften unterstützend eingesetzt werden. Diese Zielsetzungen gelten selbstverständlich auch für die Flächen im öffentlichen Raum. Hierzu sollen großräumig ausgewählte unversiegelte Flächen einbezogen werden. Zur offenen Landschaft östlich des Quartiers können insbesondere die Wiesen durch sanfte Modellierungen verwendet werden. Die Zielsetzung einer offenen Versickerung ist in den anstehenden Planungsschritten weiter zu vertiefen. Insbesondere die Verkehrssicherheit ist zu präzisieren: Die Versickerung soll nicht dazu führen, dass umzäunte Flächen als technische Anlagen wahrgenommen werden. Vielmehr ließen sich, nach gegenwärtigem Ermessen, über Terrassierungen von 30cm-Ebenen die Funktion, die vielfältigen Nutzungen sowie das Erscheinungsbild zusammenbringen.